Mein geliebter Papa,
das Unfassbare ist eingetreten: Nur wenige Tage nach meiner Mutter mussten wir uns auch von dir verabschieden.
Um dich zu beschreiben muss man wissen, dass du ganz unterschiedliche Lebensphasen durchlaufen hast.
Deine wohl längste und einprägsamste war aus meiner Sicht jene als aktives und lebensbejahendes Mitglied diverser Sport- und Naturvereine. Viele, viele Jahrzehnte hast du als Vorturner zahlreicher Formate andere Menschen mit deinem Enthusiasmus angesteckt und mitgerissen. Vom Kinder- bis zum Seniorenturnen, von der Freitagsturnrunde bis zu den zweiwöchentlichen Langsamlauftreffterminen.
Wenn man bedenkt, dass Sport und Bewegung nachweislich eine lebensverlängernde Wirkung haben und du über die Jahrzehnte unzählige Menschen begeistern hast können, dann hast du deinem Umfeld vermutlich Tausendschaften an zusätzlichen Lebensjahren und vor allem Lebensqualität verschafft.
Kein Wunder also, dass du folgerichtig mehrfach von allerhöchster Stelle, so zum Beispiel von der steirischen Landesregierung, geehrt worden bist.
Die darauffolgende Lebensphase war vergleichsweise ruhiger, vielleicht jedoch inniger. Mit deiner geliebten Frau, meiner Mutter hast du das Leben genossen. Seit Corona gehörte es zu eurem täglichen Programm, eine ausgedehnte Spazierrunde in Piber zu drehen. Daneben wart ihr begeisterte Mitglieder in Tanzrunden.
Es wirkte, als ob die Zeit stillstehen und ihr ewig gesund, vital und fesch bleiben würdet.
Ja, und dann passierte aus heiterem Himmel das größtmögliche Unglück: Du wurdest aufgrund eines schrecklichen Unfalls deines wichtigsten Menschen, deiner geliebten Vroni beraubt. Der Schmerz war viel zu mächtig, als dass du dir ein Leben ohne sie vorstellen hast können oder wollen.
Lieber Papa, wir hätten noch Ideen und Pläne für eine weitere Lebensphase gefunden. Dass es nun anders gekommen ist, tut mir unendlich weh. Mit deinem Sportlerherz, deiner Sorgfalt, deiner Lebensweisheit und deiner Liebe zur Natur wärst du uns und unseren Kindern ein wichtiger Ratgeber und Kompass gewesen.
Wenn man heute euren Garten betritt, sieht alles noch nach euch aus und im Haus riecht es gut nach dir. Aber wo bist du? Papa, wo bist du? Ich vermisse dich über alles.
Dein Thomas
